Eine Kasselanerin in Kassel

Kassel, ich und der Rest der Welt.

Ein grimmiger Tag

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Es ist ja mit Kassel nicht nur so, das die Stadt heuer 1100 Jahre wurde, nein es werden auch die Gebrüder Grimm kräftig gefeiert, es ist Grimm Jahr! Unter anderem mit einer Ausstellung, der „Expedition Grimm“ in der documenta Halle.

Heute habe ich die Gelegenheit genutzt mir die Ausstellung anzusehen. Erst fand ich es ein wenig groß und kühl, es ist halt viel Platz da und es waren wenig Leute anwesend. Aber beim genauen Hinsehen, wurde ich dann ob der vielen liebevoll durchdachten Details warm damit. Man kann sagen, das sich die Ausstellung in dre Bereiche teilt plus der Zeitleiste im Eingangsbereich. Einmal drei Räume im ’normalen‘ Museumsstil mit Exponaten aus der Zeit und von den Brüdern. Z.B. einen Geburtstagsgruß den die beiden mit 4 und 5 Jahren mit wackeliger Schrift für ihren Vater schrieben. Oder ein Anzug bzw. eine Livree von Jakob Grimm – prächtig bestickt, die zeigt, das er wohl ein ganz, ganz schmales Hemd gewesen war. Und das Portrait einer Landgräfin von Maler Tischbein, der unglaublich echte ätherisch wirkende Spitze malen konnte.

Der zweite große Bereich ist den Werken gewidmet, von denen die Märchen eigentlich nur ein kleiner Teil sind. Gestaltet als Aktionsbereich mit vielen Sachen zum Anfassen, was ja nicht nur den Kindern Spaß macht, ich ‚begreife‘ maches auch viel besser, wenn ich daran was drehen darf. Besonders klasse und mutig: Unter den Büchern zum Blättern sind auch Erstausgaben mit bei, wobei gebeten wird, doch die weißen Handschuhe anzuziehen die dabeiliegen. Da hält man dann wirklich ein Stück Geschichte in Händen und so ein altes Buch hat auch seinen eigenen Geruch.

Der dritte Bereich ist ein moderner Mediaraum, hier wird die Rekonstruktion einer Kasseler Wohnung der Brüder sozusagen ‚begehbar‘ gemacht. Das Fraunhofer Institut hat die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungen zu dem Thema in ein interaktives Modell umgesetzt, in dem man mit Hand und Körperbewegungen navigieren kann. Sozusagen der erste Schritt Richtung Holodeck.

Zweimal die Woche gibt es die Möglichkeit an einer Führung teilzunehmen, heute hatte ich die Führerin ganz für mich allein, unter der Woche ist es hier wohl doch was ruhiger. Das war dann der reinste Info-Luxus pur und ich erfuhr viele spannende Details über die Gebrüder. Z.B. warum eigentlich Napoleon mit Schuld daran ist, das es die Hausmärchen gibt. Das die Brüder sich als erste mit dem Hildebrandslied wissenschaftlich auseinandergesetzt haben. Das sie Bücher zur deutschen Gramatik herausbrachten und zur Rechtssprechung. Und das sie bei dem deutschen Worterbuch nur bis zum F kamen. Wilhelm starb nicht bald nach der Vollendung seines Bandes „D“ und Jacob starb mitten in der Bearbeitung des Artikels „Frucht“.

Und da behaupte noch jemand, Obst sei gesund!

Die Ausstellung lohnt sich auf jeden Fall, bis zum 8 September hat man Zeit sie zu besuchen.

Kasselanerin

Autor: Kasselanerin

Ich bin eine Kasselanerin und nach einer Rundreise von 20 Jahren und ca. 700km quer durch Deutschland wieder in Kassel.